Die Situation von Schülern und Studierenden im Onlineunterricht
Die HAYDİ-Figur balanciert auf einem Seil über den Dächern der TH Wildau.

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Die Situation von Schülern und Studierenden im Onlineunterricht

In Zeiten von COVID-19 sind Schulen und Universitäten auf Onlineunterricht angewiesen.

Hier haben Schülerinnen und Studierende die Wahl, ihre Kamera und das Mikrofon nach Wahl an- oder auszuschalten, wobei das Anschalten oftmals von Lehrern bevorzugt wird.

Wenig wird jedoch darüber nachgedacht, inwiefern Schülerinnen und Studierende die Möglichkeit haben, wirklich ihre Kamera zuhause einzuschalten. Oft ist die Situation zuhause in Familien mit Migrationshintergrund nämlich komplizierter als dies ein Blick von außen erkennen lässt.

Nach vielen Unterhaltungen mit Freunden & Bekannten - wie auch mit Familienmitgliedern - hat sich meine Annahme bestätigt: Die Kamera dringt in die Privatsphäre ein! Die Kamera erfasst, was Außenstehende nicht immer richtig einzuordnen wissen. So kann es in Großfamilien mitunter chaotisch zugehen. Nicht selten kommt es vor, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund etwa kein eigenes Zimmer haben und sich ihren Raum mit weiteren Geschwistern oder Familienmitgliedern teilen müssen.

Melissa D. (17) aus Berlin erzählt, dass es auch ihr schwerfällt, im Onlineunterricht die Kamera anzuschalten: „Oft verstehen uns die Lehrer nicht! Ich kann nicht für alle reden, aber ich beleidige unsere Lehrer doch nicht damit, wenn ich die Kamera auslasse. Das passiert aber nicht nur im Onlineunterricht. Wir kriegen oft “Ärger“ von den Lehrern, wenn der Notendurchschnitt der Klasse nicht gut ist. Als würden uns die schlechten Noten nicht genug Druck machen, spüren wir ihn dann auch noch von den Lehrern.

Was ich damit sagen will, ist, dass die Lehrer das nicht so ernst nehmen sollten, wenn wir die Kamera auslassen! Manchmal passieren auch Sachen im Hintergrund, von denen niemand aus der Schule etwas weiß. Ich habe zum Beispiel noch zwei weitere Geschwister, mit denen ich ein Zimmer teile. Wir alle drei haben Onlineunterricht, haben aber nur zwei Laptops! Das heißt für uns, dass einer von uns über das Handy am Onlineunterricht teilnimmt. Dazu kommt, dass meine Oma bei uns lebt und meine Eltern tagsüber auch zuhause sind. So haben meine Geschwister und ich nur unser Zimmer, um ungestört im Onlineunterricht zu sein. Von dieser Situation muss aber niemand was wissen, solange ich das nicht möchte.“

Unser Appell an die Lehrerinnen und Professorinnen lautet, mehr Verständnis für Kinder und Jugendliche aufzubringen, die ihre Kamera nicht einschalten möchten oder können.

Sie sollten diese Reaktion der Schülerinnen und Studierenden nicht als abwertenden oder persönlichen Angriff auffassen, sondern auch mögliche Gründe hierfür hinterfragen.

Aber auch die Schülerinnen und Schüler können den Lehrenden entgegenkommen.

Gut wäre es, wenn man einen Weg finden würde, mit dem beide Parteien zufrieden sind.

Beispielsweise haben bestimme Anbieter von Videochat-Software die Einstellungsmöglichkeit sich den Hintergrund selbst aussuchen zu können und etwa einen „virtuellen Hintergrund“ zu wählen.

So können sich die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrenden ihre Privatsphäre bewahren.

Verständnis für diese schwierige und außergewöhnliche Situation sollte von beiden Seiten kommen, nicht nur von einer.

© Pixabay.com

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