Bericht zur Exkursion in die Betriebszentrale Fernbahn der DB InfraGo in Berlin – 12.06.2025
Am 12. Juni 2025 besuchten die Seminargruppen VS22 und VS23 des Studiengangs Verkehrssystemtechnik (B. Eng.) der Technischen Hochschule Wildau gemeinsam mit Herrn Professor Lehnert die Betriebsleitzentrale (BZ) der Deutschen Bahn in Berlin-Pankow. Die Führung wurde vom Leiter der Zentrale, Herrn Hebbe, übernommen. Im Rahmen der Exkursion erhielten die Studierenden einen umfassenden Einblick in die Aufgaben, Abläufe und technischen Einrichtungen einer der zentralen Steuerungsstandorte für den Schienenverkehr in Ostdeutschland. Die BZ Berlin, Ende der 1990er-Jahre errichtet, ist eine von bundesweit sieben Betriebszentralen und verantwortet die Betriebssteuerung für die Region Ost.
Die Besichtigung begann mit einem Besuch des Lagezentrums. Dort werden außergewöhnliche Situationen, die ein koordiniertes Eingreifen erfordern, zentral erfasst und bewertet. Dies können beispielsweise Störungen durch Fremdeinwirkungen, sicherheitsrelevante Vorfälle oder großräumige betriebliche Herausforderungen sein. Ziel ist es, in solchen Lagen abgestimmt zu reagieren und den Betrieb stabil zu halten. Hierzu kommen die für die jeweilige Störung relevanten Koordinatorinnen und Koordinatoren sowie die Leitung des Arbeitsstabs zusammen. Sie entscheiden unter anderem darüber, welches Störungslevel ausgerufen wird und welche Umleitungs- und Betriebsoptionen umsetzbar sind.
Die Relevanz dieses Zentrums wird durch die beeindruckenden Betriebszahlen unterstrichen: Täglich werden im Bereich der Berliner Fernbahn bis zu 4.000 Zugfahrten überwacht, koordiniert und disponiert. Das Streckennetz umfasst dabei rund 4.630 Kilometer. Die Steuerung erfolgt rund um die Uhr, aufgeteilt in sechs Streckendispositionsbereiche mit insgesamt 53 Arbeitsplätzen im Bereich Fahrdienst sowie zehn Arbeitsplätzen für die Netzdisposition.
Im Anschluss wurden die verschiedenen Funktionsbereiche innerhalb der BZ besichtigt. Besonders hervorgehoben wurde die Rolle des Netzkoordinators, der als entscheidungsbefugte Schaltstelle fungiert und im Konfliktfall die Letztentscheidung trägt. Die Notfallleitstelle koordiniert Entstörungsmaßnahmen. Der Bereich „Zentrale Energieleitstelle“ verantwortet die Steuerung und Kontrolle der Energieversorgung, insbesondere der Oberleitungen, Einspeisungen, Umformerwerke und Schaltanlagen. Weitere zentrale Positionen sind der Betriebsprozessdatenmanager sowie die örtlich zuständigen Fahrdienstleiter in den ESTW-Stellwerken. Der Zugkoordinator vervollständigt das Spektrum der zentralen Steuerungseinheiten.
Während der Besichtigung zeigten die Studierenden großes Interesse an den vielfältigen Aufgabenbereichen und stellten zahlreiche Fragen zu betrieblichen Abläufen, technischen Schnittstellen und Entscheidungsprozessen. Der engagierte Austausch verdeutlichte sowohl die Relevanz der vermittelten Inhalte als auch die hohe Motivation der Teilnehmenden.
Die Veranstaltung bot den Studierenden einen fundierten Überblick über die technischen und organisatorischen Abläufe der Betriebsleitzentrale und machte die hohe Komplexität sowie den erforderlichen Koordinationsgrad für einen sicheren und pünktlichen Zugverkehr in der Region Ost anschaulich erfahrbar.
Unser besonderer Dank gilt der Betriebszentrale Berlin für die ermöglichte Besichtigung sowie Herrn Hebbe und seinem Team für die aufschlussreiche Führung und die investierte Zeit.
(Text: Paul Jagodzinski, Student Verkehrssystemtechnik)