Bericht zur Exkursion in das Instandhaltungswerk des Historischen S-Bahn Berlin e. V. in Erkner – 20.06.2025
Im Rahmen der Exkursion zum Instandhaltungswerk der Historischen S-Bahn e. V. erhielten die Studierenden der Verkehrssystemtechnik der Technischen Hochschule Wildau aus dem 4. und 6. Semester (VS-23 und VS-22) einen umfassenden Einblick in die Besonderheiten von Eisenbahnfahrzeugen. Die Exkursion fand am S-Bahnhof Erkner statt und widmete sich vor allem den technischen Grundlagen der Eisenbahnbremse sowie der Fahrzeugführung von historischen S-Bahn-Zügen aus dem 20. Jahrhundert.
Im ersten Teil der Exkursion hielt unser Gastgeber, Herr Schneider, einen Vortrag zum Thema Eisenbahnbremsen. Dabei lag der Fokus auf der klassischen Klotzbremse und insbesondere auf dem Aufbau und der Funktionsweise von Druckluftbremsen. Ein weiterer Themenschwerpunkt des theoretischen Teils war die geplante Einführung der Digitalen Automatischen Kupplung (DAK) im europäischen Güterverkehr. Diese stellt einen bedeutenden Technologiesprung dar, bringt jedoch große Herausforderungen mit sich: In Europa müssten etwa 600.000 Güterwagen und rund 16.000 Lokomotiven entsprechend umgerüstet werden. Als besonders problematisch wurde der bevorstehende jahrzehntelange Übergangszustand thematisiert, in dem verschiedene Kupplungssysteme parallel betrieben werden müssen – ein Aspekt, der zu erheblichen logistischen und betrieblichen Komplikationen führen kann.
Im anschließenden praktischen Teil erhielten die Teilnehmenden die Gelegenheit, die historischen Fahrzeuge des S-Bahn-Vereins näher kennenzulernen. Während ein Teil der Gruppe in den Bereich unterhalb eines Triebwagens im Instandhaltungsgang einstieg und sich die Druckluftbremse im Betrieb ansah, nahm der andere Teil im Führerstand Platz. Hier wurden Aufbau, Steuerung und Bedienung der historischen Fahrzeuge vermittelt. Die Interaktion der beiden Gruppen ermöglichte ein praxisnahes Verständnis der Bremsvorgänge. Die Gruppe am Fahrzeugboden forderte eine Bremsung an, welche im Führerstand durch das Betätigen des Führerbremsventils ausgelöst wurde.
Zum Ende der Exkursion wurde eine Demonstrationsfahrt mit einem historischen S-Bahn-Fahrzeug über das Betriebsgelände am Bahnhof Erkner durchgeführt. Die Studierenden konnten dabei die Auswirkungen ihrer Steuer- und Bremsbefehle in Echtzeit nachvollziehen. Zudem wurde der Einfluss der Fahrmanöver auf technische Komponenten wie Elektromotor, Bremsen und das Befahren von Weichen – insbesondere das Herzstück – eindrucksvoll demonstriert. Höhepunkt der Fahrt war die Möglichkeit für die Teilnehmenden, das Fahrzeug unter Anleitung und Aufsicht selbst zu führen.
Den Abschluss bildete die Besichtigung einer durch die Historische S-Bahn eigens entwickelten Vorrichtung zum nachträglichen Einbau des ZBS (Zugbeeinflussungssystem der Berliner S-Bahn) an historischen Fahrzeugen. Diese Demonstration verdeutlichte eindrucksvoll, wie historische Technik mit heutigen sicherungstechnischen Anforderungen verbunden werden kann.
Die Exkursion vermittelte den Studierenden nicht nur ein tiefgehendes Verständnis für die technischen Grundlagen der Eisenbahnbremse und den Betrieb historischer S-Bahn-Fahrzeuge, sondern auch einen praxisnahen Einblick in die Herausforderungen der Modernisierung des Schienenverkehrs. Besonders hervorzuheben ist die gelungene Verknüpfung von Theorie und Praxis durch das aktive Mitwirken an Brems- und Fahrvorgängen. Der Dank gilt dem Verein der Historischen S-Bahn e. V., im Speziellen Herrn Christoph Schneider und Herrn Walied Schön, die diese lehrreiche und anschauliche Exkursion durch ihr Engagement und ihre Expertise ermöglicht haben.
(Text: Bennet Schulz, Student Verkehrssystemtechnik)