KI - Realität oder noch Fiktion

5. Auflage der Themenreihe „KIverständlich“ im Rahmen des InnoX Science Festivals

Eingebettet in das InnoX Science Festival, Brandenburgs erstem Festival für Wissenschaftskommunikation und Citizen Science (22. bis 25. September 2021) diskutierte die Themenreihe „KI – verständlich“ in ihrer 5. Auflage am Donnerstag, 23. September, die Frage „KI – was ist heute Realität und was noch Fiktion?“

In der abschließenden Diskussionsrunde herrschte Einigkeit: „Ich möchte in meinem Leben nicht überall KI haben“, so Stefan Ohm vom Deutschen Elektronen-Synchroton DESY. Auch Prof. Dr. Stephan Meyer, Prof. Dr. Heike Pospisil und Ron van de Sand, allesamt von der TH Wildau und Rednerinnen und Redner bei „KI – verständlich“ teilten diese Einschätzung. Allein: Fachleute schätzen, dass in der nächsten Dekade Künstliche Intelligenz (KI) Alltagsgegenstand geworden ist und unsere Gesellschaften sichtbar und unsichtbar entscheidend prägen wird. KI ist höchst kontrovers, suggeriert sie doch in ihrer finalen Konsequenz nicht das Miteinander von Mensch und Maschine, sondern die Kontrolle und Macht der Maschine über den Menschen. Robotisierung statt Kreativität,  Algorithmisierung und Automatisierung statt Reflektion und Individualität, so die skeptischen Szenarien zu KI.

Ersetzt KI den Wissensdiskurs?!

Doch wie kann Künstliche Intelligenz sinnvoll in unseren Alltag integriert werden, wie können Wissenschaft und Wirtschaft KI miteinbeziehen in nachhaltige Forschung und wirtschaftlichen Nutzen? Oder wie Prof. Dr. Heike Pospisil (Fachbereich Ingenieur- und Naturwissenschaften) zu Beginn ihres Vortrags zum Thema „Mit KI an Hochschulen lernen und lehren“ leicht provokant und rhetorisch fragte: „Werden wir irgendwann überhaupt noch Hochschulen brauchen, wenn es doch künstliche Intelligenzen gibt, die doch schon alles wissen?“ Ja, denn KI ist 24 Stunden, 7 Tage die Woche nutzbar, ja, KI ist nützlich bei Recherchen, ja, KI kann filtern, abwägen, personalisierte Lernstrategien ausarbeiten und sich veränderten Situationen mühelos anpassen. Doch KI ersetzt natürlich nicht den wissenschaftlichen Diskurs, ersetzt nicht die Hochschule als Ort der Diskussion und des Gesprächs, den menschlichen Zweifel als Beginn jedweder Reflektion des individuellen oder gemeinschaftlichen Handelns. „Können superintelligente Maschinen von Menschen kontrolliert werden?“, fragte Prof. Heike Pospisil zum Abschluss. – Auch der Computer HAL 9000 als superintelligente Maschine wurde schließlich von menschlicher Hand von David Bowman im Film „2001: Odysee im Weltraum “ abgeschaltet, nachdem die intelligent programmierte  Maschine etwas von ihrer Programmierung abgewichen war.

KI als RoboRichter?!

Ist KI nun Realität oder Fiktion? Ist sie Science-Fiction oder Realität? 1987 kam der Film „Robocop“ (Roboter-Polizist) heraus, 2021 skizzierte Prof. Dr. Stephan Meyer (Fachbereich Wirtschaft, Informatik, Recht) von der TH Wildau bei KI Verständlich in seinem Vortrag zu „LegalTech“ das Szenario eines – plakativ gewählten – „RoboRichters“. „KI-Systeme in der medizinischen Diagnostik, etwa bei der Hautkrebserkennung, sind schon teilweise leistungsfähiger als menschliche Dermatologen“, so Meyer. „Ein Großteil des juristischen Schrifttums liegt heute schon digital vor. Es stellt sich die Frage, ob KI-Systeme einmal in der Lage sein werden, auch das Recht anzuwenden.“ Die Forschung hierzu habe seit den 1980er Jahren schon erhebliche Fortschritte gemacht, KI-Systeme könnten schon menschliche Sprache identifizieren, wüssten, mit ihr umzugehen und könnten Rechtstexte lesen und als Teil der sog. Predictive Analytics theoretisch auch in Rechtsfragen anwenden. Jedoch, so Meyer, stellen sich zwei Probleme: KI-Systeme fehle das implizite juristische Wissen und auch das Weltwissen, um auch juristisch korrekt Urteile zu fällen und Rechtsfragen mit der dazugehörigen „humanen“ Gerechtigkeitsintuition zu klären.

KI in der Rechtsprechung ist damit vorerst ein Zukunftsszenario. Wie KI allerdings Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler darin helfen kann, die Rätsel kosmischer Teilchenbeschleuniger mit intelligenten Algorithmen zu entschlüsseln, war bei „KI – verständlich“ Teil der Keynote-Speech von Stefan Ohm von DESY. Abgerundet wurde die 5. Auflage von „KI – verständlich“ mit einem Vortrag von Ron van de Sand von der TH Wildau zum Thema „Predictive maintenance – was die vorausschauende Instandhaltung verspricht und die reale Datenknappheit verhindert“.

Die Vorträge zu „KI – was ist heute Realität und was noch Fiktion?“, moderiert von Daria Morcinczyk-Meier, sind auf der Festival-Seite des InnoX Science Festival abrufbar (Tag 2, 9:34 im Video): https://innohub13.de/innox2021/. Zusätzlich können sich Interessierte an einer Mentimeter-Abstimmung mit Fragen zu KI und deren zukünftiger Rolle beteiligen: https://www.menti.com/erziwt9qgs

Die Veranstaltungsreihe „KI – verständlich“ startete im Dezember 2019 und findet zweimal jährlich statt, seit 2019 u.a. mit den Themen „KI im Arbeitsalltag“, „KI in der Medizin“, „KI in der Mobilität“ und bietet so einen interdisziplinären Einblick, wie KI unsere Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Alltagswelt verändern kann und wird.