#35 Batterieelektrische Züge in Brandenburg

35. Kolloquium: Batterieelektrische Züge in Brandenburg - Erfahrungen und Herausforderungen bei der NEB

Das 35. Verkehrswissenschaftliche Kolloquium Wildau am 11. Juni 2025 stand im Zeichen des umweltfreundlichen, emissionsfreien Bahnbetriebs auf nichtelektrifizierten Regionalbahnstrecken. Unter dem Titel: „Batterieelektrische Züge in Brandenburg - Erfahrungen und Herausforderungen bei der NEB“ gab Herr Sebastian Achtermann, Geschäftsführer der NEB Betriebsgesellschaft mbH einen Einblick in die kleinen alltäglichen und auch die großen Herausforderungen, die bei der Umstellung einer Dieselfahrzeugflotte auf batterieelektrische Fahrzeuge auftreten.

Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2024 wird bei der NEB schrittweise die Dieselflotte durch 31 neue batterieelektrische Fahrzeuge ersetzt. Zum Betriebsstart waren 10 der 31 Fahrzeuge übergeben und einsatzbereit. Woche für Woche kommen weitere Fahrzeuge dazu.

Auf einigen der 10 Linien baut die NEB auch zusätzliche Ladeinfrastruktur, sogenannte Oberleitungsinseln, für diese Züge auf (z. B. in Templin, Beeskow, Wriezen und Werneuchen) und kann damit die Reichweite der Fahrzeuge von rund 120 km (ohne Laden) durch ein Nachladen auf diesen Linien an die Einsatzbedingungen anpassen.

Auch beim Laden an den Endpunkten ergab sich unvorhergesehener Abstimmungs- und Lösungsbedarf. Während die Normalladung mit 70 A für die bestehenden Oberleitungsanlagen unkritisch ist, wurde dies aufgrund der Erwärmung für eine Schnellladung mit 150 A von der DB InfraGo kritisch gesehen und kurzerhand netzweit verboten. Speziell verstärkte Oberleitungskonstruktionen, wie kürzlich in Berlin-Lichtenberg installiert, könnten hier Abhilfe schaffen.

Auch das Absenken des Stromabnehmers stellt im Betrieb ein potentielles Störungsrisiko dar. Erfolgt dies zu spät oder wird vergessen, kann bei ungünstiger Oberleitungskonstruktion neben dem Stromabnehmer auch die gesamte Oberleitungsanlage beschädigt werden. Entsprechende Zeichen zur Erinnerung des Triebfahrzeugführers sind in Abstimmung mit dem Eisenbahn-Bundesamt, da bisherige Beschilderungen teilweise unzutreffend, zu spät oder uneindeutig erfolgen.

Darüber hinaus hat die NEB auch wasserstoffbetriebene Fahrzeuge im Fuhrpark und ist damit derzeit das einzige Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) in Deutschland, das gleichzeitig beide Technologien, also Batterie-Elektrotriebwagen und Wasserstoff-Elektrotriebwagen, mit Fahrgästen im Einsatz hat. Besonders positiv hob Herr Achtermann hervor, dass die eingesetzten Wasserstoff-Triebwagen vollständig auf einer Elektrozug-Plattform entwickelt wurden und damit kaum Unterschiede im Fahrverhalten zu elektrischen Triebwagen aufweisen.

Insgesamt fasst Herr Achtermann die Erfahrungen nach einem halben Jahr Betriebseinsatz so zusammen: „Mit den neuen Fahrzeugen sind die Fahrer happy. Es gibt firmenintern einen richtigen "Wettbewerb“, wer diese Fahrzeuge fahren darf und auf welcher Linie die nächsten Fahrzeuge eingeführt werden. Und auch die Kunden, unsere Fahrgäste, sind happy.“

In einer regen Diskussion im Anschluss an den Vortrag konnten viele im Vortrag angeschnittenen Themen noch intensiv diskutiert werden. Herr Achtermann konnte dabei auf bemerkenswerte Art jeweils die komplexen Verknüpfungen zwischen den Fahrzeugen und der Infrastruktur sowie dem Betrieb und dem Personal verdeutlichen. Wir danken Herrn Achtermann für diesen praxisnahmen und umfassenden Einblick in diesen „ersten Schritt ins Zeitalter des emissionsfreien Bahnverkehrs auf nicht elektrifizierten Strecken in Berlin und Brandenburg.“

Den Einladungsaushang zur Veranstaltung finden Sie hier . Die Vortragsfolien finden Sie hier.

ML.

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