Die Schokofabrik Kreuzberg – feministische Beratungsangebote
Heute treffen wir uns mit Sare Özer, die und uns die Schokofabrik ein bisschen genau vorstellen möchte…
Sag mal Sare was für ein Ort ist die Schokofabrik eigentlich und welche Rolle nehmt ihr im Treffpunkt ein?
Ja, die Schokofabrik hat eine ganz besondere Geschichte, die stark mit der Geschichte Berlins und vor allem Kreuzbergs verwoben ist.
Die ehemalige leerstehende „Schokoladenfabrik Greiser und Dobritz“, wurde 1981 von Frauen aus der autonomen Frauenbewegung mit der Idee besetzt, ein feministisches Stadtteilzentrum zu schaffen, um gezielt Frauen und Mädchen zu fördern und zu unterstützen.
Das Gebäude, das zum Zeitpunkt der Besetzung eher einer Ruine glich, wurde in den 1980ern aufwendig saniert und instandgesetzt. Wer das Haus heute besucht, würde nicht vermuten, in welchem Zustand es einmal war!
Dieses Jahr wird die Schokofabrik 40 Jahre alt. Die ehemaligen Besetzerinnen haben schon früh einen Verein und eine Genossinnenschaft gegründet und das Haus in der Mariannenstraße gekauft.
Heute wird die Schokofabrik durch den Senat Berlin gefördert und mittlerweile gibt es die von dir erwähnten Bereiche und von Anfang an auch einen Schwerpunkt auf Bildung, Beratung und ideeller Unterstützung von Mädchen* und Frauen* of Color, Schwarze Mädchen* und Frauen* sowie Mädchen* und Frauen* mit Flucht- oder Migrationsgeschichte.
Das ist ja wirklich sehr beeindruckend! Wie bist du selbst eigentlich in Kontakt mit der Schokofabrik gekommen?
Ich selbst kenne das Frauenzentrum Schokofabrik in der Mariannenstraße 6 schon seitdem ich 2004 eine Weile in der Naunynstraße gewohnt habe!
Mit der besonderen Geschichte des Hauses habe ich mich angefangen zu beschäftigen, als ich mit der HAYDI! – Bildungsberatung hier war, um mit Mädchen über ihre Studienwahlmöglichkeiten zu sprechen. Ich kann mich sehr gut daran erinnern, wie unglaublich gerne ich hierhergekommen bin, wie beeindruckt ich von den Mädchen, den Nachhilfelehrerinnen und Mitarbeiterinnen war und wie gestärkt ich mich selbst durch die Begegnungen mit ihnen gefühlt habe.
Wie sieht eure Arbeit im Alltag aus?
Bei uns im „Treffpunkt“ (TP) sieht es so aus, dass es vormittags den Deutschkurs für Frauen gibt und nachmittags sich die Türen öffnen für Mädchen. Neben allgemeiner schul- und ausbildungsbegleitender Unterstützung bieten wir Nachhilfeunterricht an. Die Mädchen können uns zudem zu allen Fragen und Themen ansprechen, die sie gerade beschäftigen. Der „Treffpunkt“ ist auch ein Ort, an dem sie mit Freundinnen zusammenkommen, sich austauschen und Freizeit verbringen können. Gemeinsame Unternehmungen wie Theater- und Museumsbesuche, Stadterkundungen und kleine Feiern gehören bei uns auch dazu.
Weitere Informationen zur Schokofabrik findet ihr hier:
https://www.youtube.com/watch?v=RpNH6hXqG2k
Beratungsstelle ReachOut Berlin:
https://www.reachoutberlin.de/de/content/bildungsbausteine
Nachtrag:
Mädchen* und mit Mädchen* und Frauen* meinen wir alle, die Mädchen* und Frauen* sein wollen, sollen oder müssen. Gleichzeitig markiert das * die Unabgeschlossenheit und Veränderbarkeit von Geschlecht.
Weiß*: Als weiße Menschen bezeichnen wir jene, die nicht von Rassismus betroffen sind. Andere Diskriminierungen wie z.B. Altersdiskriminierung, Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, einer Behinderung, der sexuellen Orientierung, etc. können hingegen alle Menschen treffen – weiße und Schwarze Menschen.