16. Kolloquium: Radverkehrsförderung in Kommunen
Das XVI. Verkehrswissenschaftliche Kolloquium Wildau war zugleich ein Webinar in der Reihe "Roadshow Radverkehr" der BMVI-Radverkehr-Stiftungsprofessuren und nahm am 09. Dezember 2020 das Thema "Radverkehrsförderung in Kommunen" in den Blick. Dieses Kolloquium hat dabei auch ein anderes Format bekommen. Durch ein hochkarätig besetztes Podium wurde das Thema aus zwei verschiedenen Perspektiven erörtert. Jeweils zwei einleitende Impulsvorträge warfen dabei zu diskutierende Fragen auf.
Vor dem inhaltlichen Teil wurde der Staffelstab für die Organisation der Veranstaltungsreihe "Verkehrswissenschaftliches Kolloquium Wildau" in neue Hände gelegt. Der Gründer und Organisator dieser Reihe zum fachlichen Wissensaustausch mit Fachöffentlichkeit und Gesellschaft, Prof. Dr. Martin Lehnert, reichte den Kolloquiumsstaffelstab symbolisch an den frisch ernannten Kollegen für Verkehrsmanagement, Prof. Dr. Ralf Kohlen. Professor Kohlen übernahm mit dem Staffelstab auch unmittelbar die Moderation dieses XVI. Kolloquiums.
Nach der Begrüßung durch die Präsidentin der Technischen Hochschule Wildau, Frau Prof. Dr. Ulrike Tippe, stand der erste Teil der Veranstaltung unter der Überschrift "Radverkehrsförderung aus kommunaler Sicht". Hier gab Herr Christoph Kollert, in der Gemeinde Eichwalde verantwortlich für die Fragen des Radverkehrs und für das NUDAFA-Radverkehrsprojekt, den Diskussionsauftakt mit fünf Thesen zur Radverkehrsförderung in Kommunen:
These 1: Die Mobilitätswende braucht interkommunale Ansätze,
These 2: Interkommunale Ansätze brauchen kommunales Handeln,
These 3: Kommunales Handeln braucht geeignete, umsetzungsorientierte Maßnahmen,
These 4: Geeignete, umsetzungsorientierte Maßnahmen brauchen zusätzliche Ressourcen,
These 5: Zusätzliche Ressourcen brauchen die Mobilitätswende [Mentalitätswende!]
und stellte diese als Wirkungskreis dar.
Anschließend knüpfte Herr Dr. Reinhard Kähler, Sprecher der Regionalgruppe des ADFC Königs Wusterhausen und Umgebung, an die Ausführungen an und stellte heraus, dass es viele Mitstreiter braucht, um den Radverkehr ins Bewusstsein der breiten Bevölkerung zu bringen. Außerdem warb er für ein Miteinander von Kommunen, Regionen und weiteren Institutionen bei der Befassung mit dem Thema Radverkehr.
Auf dem Podium diskutierten Frau Heike Jordan, Leiterin der Liegenschaftsverwaltung der Stadt Wildau in Vertretung für die Bürgermeisterin der Stadt Wildau, Frau ORR'in Dr. Diana Huster, Projektgruppe Nationaler Radverkehrsplan (NRVP) des BMVI und verantwortlich für die BMVI-Stiftungsprofessuren im Radverkehr, Herr Ludger Palz, Projektleiter Bike+Ride-Offensive der DB Station & Service AG sowie Prof. Dr.-Ing. Klaus-Martin Melzer, Vizepräsident Forschung und Transfer der TH Wildau. Frau Jordan ordnete die aufgeworfenen Fragen in die kommunale Sicht der Stadt Wildau ein. Frau Dr. Huster warb für die Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten des Bundes für den Radverkehr in Kommunen, war sich aber auch bewusst, dass ein erhöhtes Planungsvolumen durch die Fördermöglichkeiten an Grenzen bei den personellen Ressourcen in den Kommunen stoßen kann.
Prof. Melzer stellt heraus, dass die Hochschule gute Unterstützungsmöglichkeiten beispielsweise durch studentische Abschlussarbeiten bei Forschungsfragen vor Ort bietet, der neue Studiengang genau an den angesprochenen Fragen ansetzt und das Denken über Grenzen hinweg und aus verschiedenen Perspektiven anregen soll. Somit wird die Hochschule vor Ort in der Region erlebbar und Ergebnisse sichtbar. Herr Palz unterstrich, dass es eine gute Zusammenarbeit der Deutschen Bahn bezüglich der Abstellanlagen an Bahnhöfen mit den Kommunen bereits gibt, hier aber jeweils auch individuelle Lösungen gefunden werden müssen. Dabei ist neben dem Bedarf an deutlich mehr Abstellanlagen stets auch die Frage nach der Qualität in den Blick zu nehmen.
Der zweite Teil der Veranstaltung hatte den Schwerpunkt "Radverkehrsförderung aus Sicht der Intermodalität und Übertragbarkeit der regionalen Ansätze". Hier schilderte Herr Marius Langas, Initiative BIKE2BER, sehr anschaulich, welche Hürden ein Radfahrer auf dem Weg zum neuen Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) zu überwinden hat und welche kleinen, in Eigeninitiative organisierten Maßnahmen bei der Orientierung helfen. Zwar ist ein Flughafen zwangsläufig ein intermodaler Umsteigepunkt, für den Radverkehr ist er aber nicht nur aus Reisendensicht, sondern auch für radfahrende Mitarbeitende oder für innerbetriebliche Beförderungen zwischen mehreren Terminals ein zu betrachtendes Areal mit Optimierungspotential.
Im zweiten Impulsvortrag zu diesem Schwerpunkt griff Herr Dr. Thorben Prenzel, Geschäftsführer der RAD.SH (kommunale Arbeitsgemeinschaft für den Fuß- und Radverkehr in Schleswig-Holstein) den Dreiklang aus Infrastruktur, Service und Öffentlichkeitsarbeit auf und verwies auf die geringen personellen Ressourcen und Kapazitäten, selbst bei vorhandener finanzieller Förderung. Er brachte die These „Das Wissen ist vor Ort vorhanden“ in die anschließende Podiumsdiskussion zur Intermodalität ein.
Die Impulse zum Radverkehr in Verbindung mit Flughäfen, speziell dem BER, und auch mit der S-Bahn und mit Abstellmöglichkeiten wurden von den Diskutanten aufgegriffen. Um die rund 5600 Bahnhöfe in Deutschland fahrradfreundlicher zu machen, bedarf es der Impulse aus den Kommunen, die die Deutsche Bahn gern unterstützt und der Bund über das Förderprogramm „Stadt und Land“ unterstützen kann. Schließlich waren sich alle Diskutanten einig, dass Radverkehr ein hochaktuelles und insbesondere praxisrelevantes und praxisnahes Thema ist, es aber auch noch viel zu tun gibt, um das Rad als Verkehrsmittel insbesondere für Alltagswege attraktiv zu machen. Dazu braucht es viele engagierte Akteure, die alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Dafür bietet die TH Wildau mit der neuen Stiftungsprofessur für den „Radverkehr in intermodalen Verkehrsnetzen“ und dem im Sommersemester startenden Masterstudiengang Radverkehr einen idealen Ausbildungsbaustein und trägt aktiv zur Verkehrswende bei.
Den Einladungsaushang zur Veranstaltung finden Sie hier.
Melden Sie sich für die Mailingliste an!
Um alle Neuigkeiten direkt per E-Mail erhalten zu können, melden Sie sich unter verkehrskolloquium@th-wildau.de mit einer kurzen E-Mail.