Prof. André Leschke übernimmt Honorarprofessur im Fachbereich Wirtschaft, Informatik, Recht der TH Wildau
Mit Start des Wintersemesters 2021/2022 bietet Prof. André Leschke das Modul „Entwicklung von aktiven und passiven Sicherheitsfunktionen im Straßenverkehr" im Wirtschaftsinformatik Master des Fachbereichs Wirtschaft, Informatik, Recht an der TH Wildau an. Im Kurzinterview stellt er sich vor. Er erklärt, wie ihm seine langjährige Erfahrung in verschiedenen Leitungs- und Entwicklungspositionen bei der Volkswagen AG in Wolfsburg, aber auch seine private Leidenschaft als ehemaliger Tänzer und Wertungsrichter auf internationalem Parkett für die Lehre und den Kontakt zu Studierenden nützt.
Prof. Leschke, wo liegen Ihre Lehr- bzw. Forschungsschwerpunkte und Forschungsinteressen?
Beruflich beschäftige ich mich seit vielen Jahren mit Themen rund um die Sicherheit von Kraftfahrzeugen. Das reicht von der klassischen passiven Sicherheit, hier heißt vom Schutz der Fahrzeuginsassen nach einem Crash mit Airbags, Gurten und einer optimalen Karosseriestruktur, bis zur aktiven Sicherheit mit Funktionen, die eher der Unfallvermeidung dienen, wie z.B. Notbrems- oder Spurhaltesysteme. Im Rahmen meiner Forschungsaktivitäten in der Fahrzeugentwicklung sprechen wir hier auch von Vorentwicklung, der Phase zwischen Forschung und Serienentwicklung. Dabei beschäftige ich mich hauptsächlich mit zwei Themenschwerpunkten, nämlich der Sicherheitselektronik und den dazugehörigen Algorithmen zur Unfallerkennung und der anschließenden zeitgerechten Auslösung der notwendigen Rückhaltemittel wie Airbags und Gurtstraffer. Mein aktuellstes und derzeit größtes Forschungs- und Entwicklungsfeld liegt im Bereich von Funktionen der Kooperativen Sicherheit. Hier arbeite ich an Funktionen und technologischen Standards, die über eine direkte Kommunikation herstellerübergreifend Informationen zwischen Fahrzeugen bzw. Infrastruktur austauschen und dabei zum Beispiel vor ad-hoc entstehenden kritischen Situationen warnen können. Dieses Thema habe ich von der Wiege auf begleitet und im herstellerübergreifenden Verbund über die letzten Jahre intensiv vorangetrieben. Im neuen VW Golf und den neuen Volkswagen Elektrofahrzeugen ID3 und ID4 wird diese Technik erstmals in Großserie auf den Markt gebracht.

Warum haben Sie sich für die TH Wildau als Lehr- und Forschungsstandort entschieden?
Mit der TH Wildau verbindet mich mittlerweile eine fast zehnjährige Zusammenarbeit auf unterschiedlichen Gebieten. Neben Kooperationsprojekten, gerade auch zum Thema Fahrzeug-Fahrzeug-Kommunikation, bin ich auch seit vielen Jahren in Aktivitäten der Lehre eingebunden. An der Hochschule fasziniert mich vor allem der gelungene Mix aus der Vermittlung von Fachwissen und Übungsinhalten mit einem hohen Praxisbezug, der sehr gut an die Bedürfnisse der späteren Arbeitgeber ausgerichtet ist. Hervorheben möchte ich hier vor allem den Ansatz, über die digitale Lernfabrik Wildauer Maschinen Werke einen herausragenden Einblick in vernetztes und fachbereichsübergreifendes Arbeiten und Forschen zu ermöglichen. So etwas kenne ich von anderen Hochschulen oder Universitäten bisher nicht, sehe hier aber einen großen Mehrwert in der Vorbereitung auf ein späteres Arbeitsleben in der Industrie.
Was sind für Sie die besonderen Herausforderungen, denen Sie sich mit Lehr- und Forschungsbeginn an der TH Wildau stellen werden?
Mir geht es vor allem darum, die Studierenden von Inhalten der Fahrzeugtechnik und natürlich insbesondere der Fahrzeugsicherheit zu begeistern. Mein Ziel ist es, einen guten Einblick in Abläufe und Arbeitsinhalte eines großen Unternehmens zu geben und ein fundiertes und stark praxisorientiertes Fundament für einen späteren Berufseinstieg zu legen. Mit dem Angebot von Abschlussarbeiten, aber auch kooperativen Promotionen habe ich in den letzten Jahren schon einige Absolventinnen und Absolventen für mein Themengebiet gewinnen können.
Worauf freuen Sie sich am meisten mit Beginn der Tätigkeit an unserer Hochschule?
Ich denke, statt Beginn würde ich eher von Ausbau sprechen, da ich das Thema Fahrzeugsicherheit und Fahrerassistenz schon in unterschiedlichen Formaten über die letzten Jahre hinweg in die Lehre einbringen konnte. Zum nächsten Wintersemester werde ich das erste Mal eine neue Vorlesung mit dem Titel „Entwicklung von aktiven und passiven Sicherheitsfunktionen im Straßenverkehr“ mit einem Umfang von vier Semesterwochenstunden anbieten. Ich kann schon einmal verraten, dass ich neben spannenden Exkursionen in das Volkswagen Sicherheitszentrum auch wieder einen hohen Praxisanteil aus dem Bereich Fahrerassistenz und aktive Sicherheit eingeplant habe.
Hilft Ihnen Ihre Freizeitbeschäftigung als Wertungsrichter im Rock’n’Roll auch in der Lehre?
Ich habe gut 40 Jahre Bezug zum Leistungssport in allen möglichen Facetten. Nach meiner aktiven Zeit als Tänzer war ich vor allem als Trainer und Funktionär mit diversen Aufgaben auf Landes-, Bundes-, und Weltverbandsebene tätig. Gerade zwischen der Arbeit als Trainer von Leistungssportler/-innen und der Vermittlung von Wissen an Studierende besteht natürlich eine hohe inhaltliche Überdeckung. Dass ich, sowohl als Tänzer als auch als Wertungsrichter, die ganze Welt bereisen und die verschiedenen Kulturen kennenlernen durfte, hilft natürlich in einem stark international ausgerichtetem Unternehmen wie der Volkswagen AG und auch an einer Hochschule mit vielen Studierenden aus der ganzen Welt enorm. Daher würde ich ihre Frage uneingeschränkt mit ja beantworten.
Was können Sie aus Ihrer praktischen Arbeit / aus Unternehmenssicht den Studierenden in Ihrer Lehre mitgeben?
Ich denke, ich verfüge über einen sehr guten Überblick, was für Anforderungen sowohl fachlicher als auch überfachlicher Art an Berufseinsteiger bestehen. Daher kann ich sehr zielgerichtet meine Vorlesungsinhalte daran ausrichten. Es ist ausgesprochen wichtig über Exkursionen, aber auch Einblicke in meine Arbeitsinhalte und –abläufe den Studierenden ein Gefühl zu vermitteln, was sie im realen Berufsleben später erwartet, um ihnen damit auch Hilfestellungen bei ihrer Berufswahl zu geben. Das geht sicherlich am besten, wenn man eine Einbettung in ein großes Industrieunternehmen mitbringt und damit immer am aktuellen Puls der Zeit in einer sich rasant veränderten Arbeitswelt hat.
Gab es etwas, das Sie während Ihres Studiums gestört hat, das Sie „auf der anderen Seite stehend“ anders machen wollen?
Ich habe zu einer Zeit studiert, in der aufgrund der geburtenstarken Jahrgänge hauptsächlich überfüllte Hörsäle und ein sehr unpersönlicher Frontalunterricht meine ersten Semester geprägt haben. Daher ist mir der persönliche Kontakt und Austausch zu den Studierenden und deren starke Einbeziehung in Vorlesungs- und Übungsinhalte sehr wichtig.
Was darf auf Ihrem Schreibtisch nicht fehlen?
Das ist einfach: eine möglichst immer gut gefüllte Tasse mit heißem Kaffee.
Kurzvita und beruflicher WerdegangBereich öffnenBereich schließen
Kurzvita |
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53 Jahre, verheiratet, 2 Kinder |
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Volkswagen AG |
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2009 - heute |
Leiter Entwicklung Elektronik, Integrale Sicherheit und Versuchsbetrieb Fahrzeugsicherheit Marke Volkswagen |
Konzernverantwortlicher Entwicklung Sicherheitselektronik und Sensorik Fahrzeugsicherheit Volkswagen Konzern (in Personalunion) |
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2008 - 2009 |
Leiter Unterabteilung Integrale Sicherheit Fahrzeugsicherheit Marke Volkswagen |
2007 - 2008 |
Leiter Unterabteilung Entwicklung Vordersitze Interieur Marke Volkswagen |
2002 - 2007 |
Leiter Unterabteilung Elektronikentwicklung Fahrzeugsicherheit Marke Volkswagen |
Volkswagen Bordnetze GmbH |
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2000 - 2002 |
Gesamtprojektleiter Volkswagen T5 |
1999 - 2000 |
Projektleiter Entwicklung Volkswagen T5 |
1999 |
Entwicklungsingenieur Vorentwicklung Bordnetz |
1997 - 1999 |
Entwicklungsingenieur Zentrale Produktionsplanung Werke Europa |
Zusammenarbeit mit der TH WildauBereich öffnenBereich schließen
- zwischen WS 2014/2015 und WS 2016/2017: „Fahrassistenzsysteme & Car2x“ in den Studiengängen Telematik und Wirtschaftsinformatik
- zwischen WS 2016/2017 und heute: „Qualität und Sicherheit im Verkehr - Vorlesungsblock Straßenverkehr“ im Studiengang Verkehrssystemtechnik
- Kooperationsprojekt: Fahrzeugsicherheit Volkswagen AG
Fachliche Ansprechpartner
Prof. Dr. André Leschke
Fachbereich Ingenieur- und Naturwissenschaften
Professor für Fahrzeugsicherheit
Redaktioneller Ansprechpartner
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Mobil-Tel.: +49 15679 158557
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