Exkursion zur Verkehrssystemmanagementzentrale der Stadt Potsdam
Am 14. November besuchte der Kurs „Einführung in die Verkehrstelematik (2025)“ die Verkehrssystemmanagementzentrale (VSMZ) Potsdam. Die VSMZ Potsdam dient als zentrales Nervenzentrum für die Steuerung und Überwachung des komplexen urbanen und regionalen Verkehrs in der Landeshauptstadt, die rund 190.000 Einwohner zählt. Ihre Hauptaufgaben liegen in der Gewährleistung der Verkehrssicherheit, der Optimierung des Verkehrsflusses sowie der Bereitstellung von Echtzeitinformationen für alle Verkehrsteilnehmer.
Die Exkursion begann mit der Besichtigung des zentralen Leitstands, der von Montag bis Freitag besetzt ist. Die VSMZ Potsdam verfolgt einen multimodalen Ansatz, bei dem Straßenverkehr, Schienenverkehr (Tram und Busse) sowie ruhender Verkehr integriert überwacht und gesteuert werden. Die hierfür eingesetzte Technik stammt von Yunex (Siemens).
Die Disponenten steuern 120 Lichtsignalanlagen (LSA), von denen jede große Anlage pro Jahr so viel Strom wie ein durchschnittlicher Haushalt verbraucht. Im Normalbetrieb werden die LSA über zehn verschiedene Signalprogramme vollautomatisch gesteuert; die Disponenten greifen nur bei Störungen manuell ein. Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) wird an allen LSA priorisiert. Die Fahrgastinformationen des ÖPNV werden über ein rechnergesteuertes Betriebsleitsystem (RBL-System) des Verkehrsbetriebs Potsdam (ViP) gewonnen.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der proaktiven Störungsprävention und einer schnellstmöglichen Detektion von Konfliktlagen. Hierzu nutzt die VSMZ Potsdam hochpräzise Daten aus Verkehrsobservationskameras und Wärmebildkameras, die eine sehr genaue Kennzeichen- und Fahrzeugerfassung ermöglichen. Künftig sollen zudem Floating-Car-Messdaten z. B. von Google und TomTom einbezogen werden, die als 20 % – 30 % genauer als die eigenen Sensoren bewertet wurden.
Die Verkehrssteuerung in Potsdam ist komplex, weil die Humboldtbrücke und die Lange Brücke die beiden einzigen Möglichkeiten zur Überquerung der Havel im Zentrum sind. Ein weiteres Problem sind die unzähligen Baustellen in Potsdam: Mit 4.500 Baustellenanträgen pro Jahr ist das Baustellenmanagement eine der Kernaufgabe VSMZ Potsdam.
Zwei Handlungsfelder wurden vertieft:
- Luftreinhaltung: Eine enge Zusammenarbeit mit dem Landesumweltamt und die erfolgreiche Umsetzung des Luftreinhalteplans von 2010 führte dazu, dass es seit 2020 zu keiner Grenzwertüberschreitung von Luftschadstoffen mehr kam.
- Förderung der Mobilitätswende: Die VSMZ Potsdam plant, den derzeitigen Anteil des Radverkehrs von 25 % weiter zu erhöhen, indem sie Grüne Wellen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten speziell für den Radverkehr schaltet.
Auch der ruhende Verkehr wird gesteuert. Das Parkleitsystem Potsdam erleichtert mit 126 Schildern im Stadtgebiet die Parkplatzsuche. Neue Parkhäuser müssen jeweils in das System integriert werden.
Künftig wird das Problem des Verkehrslärms, der bereits nachts Tempo 30 erforderlich macht, eine Herausforderung für die Verkehrssteuerung sein.
Die Veranstaltung bot den Studierenden einen fundierten und praxisnahen Überblick über die komplexen technischen und organisatorischen Abläufe des modernen städtischen Verkehrs- und Mobilitätsmanagements, in dem die Datenbasis aus kommerziellen Quellen eine immer wichtigere Rolle spielt.
Wir dankten Herrn Jasper und seinem Team der VSMZ Potsdam für die Besichtigung, die aufschlussreiche Führung und die Beantwortung zahlreicher Fragen.
(Text: Björn-Michael Klucke, Student Verkehrssystemtechnik)