KI meets True Crime: TH-Projekt arbeitet an Phantombilderstellung mithilfe Künstlicher Intelligenz
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KI meets True Crime: TH-Projekt arbeitet an Phantombilderstellung mithilfe Künstlicher Intelligenz

Wer hat diese Person gesehen? Immer wieder sucht die Kriminalpolizei mithilfe von Phantombildern nach Unbekannten. Ein neues Projekt an der TH Wildau will die Technik, wie diese Bilder erstellt werden, neu denken: Weg vom Zeichnen, hin zur Auswahl ganzer Gesichter, die mithilfe von KI generiert werden. Wie die Forschenden dabei vorgehen, kann in einem Podcast zum Forschungsprojekt mitverfolgt werden. +++ Scroll down for English version +++

"Wenn ich an das Projekt denke, ertappe ich mich oft dabei, wie ich die Titelmelodie des Tatorts summe“, sagt Professor Rainer Stollhoff, nicht unbegründet: Sein neues Forschungsprojekt an der TH Wildau bündelt die Bereiche Künstliche Intelligenz, Psychologie und Kriminalistik. Unter der Überschrift „Phace Space - Erstellen von Phantombildern mit generativer Künstlicher Intelligenz“ verantwortet Rainer Stollhoff das Projekt zusammen mit der Psychologin Christin Buley.

Im Rahmen von „Phace Space“ entsteht eine Software, mit deren Hilfe Zeuginnen und Zeugen über die Auswahl KI-generierter Gesichter ein Phantombild erstellen können. Gesichter von Menschen, die es in der Realität nicht gibt, werden mithilfe generativer KI erzeugt. Mithilfe der Software können systematisch die Bilder ausgewählt werden, die der gesuchten Person ähneln. Auf Basis der Auswahl werden wieder neue Bilder generiert, die dann idealerweise der gesuchten Person immer ähnlicher sehen, bis ein Bild herauskommt, das als Phantombild genutzt werden kann. Im Laufe des Projektes wird die Software von Kriminalexperten und Freiwilligen in einem experimentellen Setting ausprobiert und so immer wieder getestet.

Das Projekt zeichnet sich durch eine Reihe von Besonderheiten aus, etwa die Art und Weise, wie es an die Finanzierung kam: Gefördert wird es über die Förderrichtlinie DATIpilot. Dafür mussten die Projektverantwortlichen aber nicht etwa 20-seitigen Antrag einreichen oder vorläufige Ergebnisse präsentieren, sondern ihr Forschungsthema in einem fünfminütigen Pitch live einer Jury vorstellen. Das Phantombildprojekt ist eines von 150 Forschungsvorhaben, die sich im Pitch durchgesetzt haben - von ursprünglich insgesamt 3.000 Bewerbungen.

Buley: „Mensch im Zentrum unserer Entscheidungen“

Ebenfalls besonders ist die Rückkopplung mit den Kriminalexpertinnen und -experten. „Das Besondere an „Phace Space“ ist, dass wir die Menschen von Anfang an aktiv in die Entwicklung des neuen KI-Verfahrens einbeziehen. Dadurch entsteht ein Perspektivwechsel, der die Menschen ins Zentrum unserer Entscheidungen rückt. Am Ende entsteht ein Verfahren, das von Menschen für Menschen in einer psychischen Ausnahmesituation entwickelt wurde“, erklärt Christin Buley.

Auch wenn heutzutage Computer und Tablet, sowie digitale Vorlagen von Gesichtsmerkmalen wie Augenpartie oder Kopfform zum Einsatz kommen: Phantombilder werden noch immer in Handarbeit erstellt. Zunächst beschreiben Zeugen die gesuchte Person, dann wird Merkmal für Merkmal das „Phantom“ gezeichnet. Meist am Computer, manchmal sogar noch von Hand mit Bleistift auf Papier.

In Brandenburg ist Kriminalhauptkomissar Mirko Roscher für die Phantombilderstellung zuständig. Gemeinsam mit zwei Kolleginnen erstellt er Phantombilder, andere Fahndungsbilder oder lässt langzeitvermisste Personen optisch altern. Für seine Tätigkeit reist er zu den Zeuginnen und Zeugen im ganzen Land, hört sich die Täterbeschreibungen genau an und erstellt die Phantombilder an seinem Laptop. Das ist bundesweit selten, in einem Flächenland wie Brandenburg aber notwendig, so Roscher: „Wenn ich jemanden aus Cottbus bis nach Eberswalde hole, um bei mir im Büro das Phantombild zu machen, dann hat er aufgrund der langen Anreise vielleicht schon keine Lust mehr.“

Dabei ist die Anreise nicht die einzige Schwierigkeit: Für Opfer von Verbrechen kann es eine große Belastung sein, sich das Aussehen der verdächtigen Person noch einmal zu vergegenwärtigen, auch das Beschreiben von Gesichtern fällt uns Menschen nicht leicht. Den Zeuginnen und Zeugen wäre also eine Last von den Schultern genommen, wenn sie nicht mehr jedes Detail beschreiben müssten, und auch die Erstellung des Phantombildes durch die technische Unterstützung schneller ginge.

Die Frage, die sich die Projektverantwortlichen Rainer Stollhoff und Christin Buley stellen, ist: Könnte generative KI, die heutzutage verstärkt für die kreative Gestaltung von fotorealistischen Bildern zum Einsatz kommt, den Prozess der Phantombilderstellung von Grund auf ändern, weg vom Zeichnen, hin zur Auswahl? Für Rainer Stollhoff ist das einen lohnende Herausforderung: „Durch das Projekt kann ich innovative Technologien der generativen KI weiter entwickeln, um einen echten Mehrwert für die Gesellschaft zu erzielen.“ 

Nicht nur Kriminalexpert*innen, auch weitere Freiwillige sollen im Verlaufe des Projektes immer wieder die Versionen der Software, mit deren Hilfe die Phantombilder erstellt werden, testen. Wer mitmachen möchte, kann sich hier anmelden. Für die zweistündige Studienteilnahme gibt es eine Aufwandsentschädigung von 30 Euro, die Experimente finden vor Ort an der TH Wildau statt.

Podcast begleitet Verlauf des Projektes

Wie die Forschenden vorgehen, wie Phantombildzeichner*innen der Kriminalpolizei auf die Software-Idee blicken und wie generative KI genutzt werden kann – diese Fragen stellt auch immer wieder der Podcast zum Forschungsprojekt, das vom Zentrum für Hochschulkommunikation produziert wird. Die erste Folge finden Sie auf der Projektseite oder können Sie hier abspielen:

Phace Space Podcast Folge 1

English: AI meets true crime: TH project works on creating AI-composite sketchesBereich öffnenBereich schließen

AI meets true crime: TH project works on creating composite sketches using artificial intelligence

Who has seen this person? Time and again, the criminal investigators search for unknown persons using composite sketches. A new project at TH Wildau aims to rethink the way these images are created: away from drawing and towards selecting entire faces generated by AI. You can follow how the researchers are proceeding in a podcast about the project (in German only, find link below).

‘When I think about the project, I often find myself humming the theme tune from the TV crime series Tatort,’ says Professor Rainer Stollhoff, and not without reason: his new research project at TH Wildau combines the fields of artificial intelligence, psychology and criminology. Under the heading ‘Phace Space – Creating composite sketches with generative artificial intelligence,’ Rainer Stollhoff is responsible for the project together with psychologist Christin Buley.

As part of ‘Phace Space,’ software is being developed that will enable witnesses to create composite sketches by selecting faces. Those faces of people who do not exist in reality are created using generative AI. The software can be used to systematically select images that resemble the person being sought. Based on the selection, new images are generated, which ideally look more and more like the person being sought until an image emerges that can be used as a composite sketch. In the course of the project, the software is being tried out by criminal experts and volunteers in an experimental setting and tested repeatedly.

The project is characterised by a number of special features, such as the way in which it was financed: it is funded by the DATIpilot funding guideline. However, instead of submitting a 20-page application or presenting preliminary results, the project managers had to present their research topic live to a jury in a five-minute pitch. The phantom image project is one of 150 research projects that made it through the pitch – out of a total of 3,000 initial applications.

Buley: ‘People at the centre of our decisions’

Another special feature is the feedback from crime experts. ‘What makes Phace Space special is that we actively involve people in the development of the new AI process right from the start. This creates a change of perspective that puts people at the centre of our decisions. The end result is a process that has been developed by people for people in an exceptional psychological situation,’ explains Christin Buley.

Even though computers and tablets are used today, along with digital templates of facial features such as the eye area or head shape, composite sketches are still created by hand. First, witnesses describe the person they are looking for, then the ‘phantom’ is drawn feature by feature. This is usually done on a computer, but sometimes even by hand with pencil and paper.

In Brandenburg, Chief Inspector Mirko Roscher is responsible for creating composite sketches. Together with two colleagues, he creates composite sketches and other wanted posters, or ages wanted persons visually. His work takes him to witnesses throughout the state, where he listens carefully to descriptions of the perpetrators and creates composite sketches on his laptop. This is rare nationwide, but necessary in a large state like Brandenburg, according to Roscher: ‘If I bring someone from Cottbus to Eberswalde to create a composite sketch in my office, they may not be in the mood anymore due to the long journey.’

The journey is not the only difficulty: for victims of crime, it can be very stressful to recall the appearance of the suspect, and describing faces is not easy for any of us. The witnesses would therefore have a burden lifted from their shoulders if they no longer had to describe every detail, and the creation of the composite sketch would also be faster with technical support.

The question that project managers Rainer Stollhoff and Christin Buley are asking themselves is: Could generative AI, which is increasingly being used today for the creative design of photorealistic images, fundamentally change the process of creating composite sketches, moving away from drawing and towards selection?

For Rainer Stollhoff, this is a worthwhile challenge: ‘The project allows me to further develop innovative generative AI technologies to achieve real added value for society.’

Podcast accompanies the progress of the project

How the researchers are proceeding, how police sketch artists view the software idea, and how generative AI can be used – these questions are also repeatedly addressed in the podcast on the research project, which is produced by the Centre for University Communications.

Link to the podcast

Not only criminal experts, but also other volunteers will be asked to test the versions of the software used to create the composite sketches throughout the course of the project. Anyone interested in participating can register here

A small expense allowance (30 Euro for 2 hours) will be provided, and the experiments will take place on site at TH Wildau.

Fachliche Ansprechpersonen

Christin Buley

Fachbereich Wirtschaft, Informatik, Recht
Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Tel.: +49 3375 508 842
Mail: christin.buley@th-wildau.de
Haus 100, Raum 107

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    Prof. Dr. rer. nat. Rainer Stollhoff

Prof. Dr. rer. nat. Rainer Stollhoff

Fachbereich Wirtschaft, Informatik, Recht
Vizepräsident für Studium und Lehre

Mail: rainer.stollhoff@th-wildau.de
Web: https://www.th-wildau.de/rainer-stollhoff/
Haus 21, Raum A 1.03

Sekretariat (Anmeldung)

Mareen Kempkes

Tel.: +49 3375 508 763
Mail: mareen.kempkes@th-wildau.de
Haus 13, Raum 143

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Redaktionelle Ansprechperson


    Bettina Rehmann

Bettina Rehmann

Zentrum für Hochschulkommunikation
Interne/Externe Kommunikation

Tel.: +49 3375 508 354
Mail: bettina.rehmann@th-wildau.de
Web: http:www.th-wildau.de/interne-kommunikation
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