Exkursionstagebuch: Zu Besuch im Eisenbahnbetriebslabor der TU Dresden
Am 31.05.2018 machten sich 12 Studierenden aus den Seminargruppen VS15 und VS16 sowie fünf Dozenten des Studiengangs Verkehrssystemtechnik auf den Weg nach Dresden. Dort sollte die praktische Umsetzung der in den vorherigen Wochen im Modul Verkehrsbetriebsführung erlernten, grundlegenden Fahrdienstleitertätigkeiten in einem sicheren Umfeld erfolgen. Pünktlich um 09:30 Uhr waren alle Studierenden und Dozenten am vereinbarten Ort angelangt. Doch bevor wir in das Eisenbahnbetriebslabor starteten, hieß man uns herzlich an der TU Dresden willkommen. Die Herren Lehne und Kahl zeigten uns zunächst eine im Aufbau befindliche ETCS-Modellversuchsstrecke sowie historische und moderne Varianten von Bahnübergängen und deren Funktion. Auch die verschiedenen Methoden und Varianten einen in einen Abschnitt einfahrenden Zug zu detektieren wurden vorgestellt. Den ersten Block abschließend wurde uns ein hydraulischer Weichenmotor gezeigt und vorgeführt. Durch die Nähe zum Objekt konnte man die Weichenverschlussstücke genau beobachten und so den Weichenverschluss genau nachvollziehen. Im Anschluss ging es in die Mensa; Donnerstag ist Schnitzeltag, was 14 von 17 Teilnehmenden trotz des drückenden, schwülen Wetters nutzten.
Viel Zeit zum Erholen gab es nicht, der Zeitplan schritt voran und wir wurden im Eisenbahnbetriebslabor erwartet. Nach der Sicherheitsbelehrung und einer kurzen grundsätzlichen Einführung ging es dann ins Labor, welches uns in den schieren Ausmaßen sofort überrascht hat. Die Gleise ziehen sich über einige Räume und mehrere verschiedene Ebenen und verbinden so 15 Betriebsstellen miteinander. Eine weitere Besonderheit sind die realistischen Beschleunigungs- und Verzögerungskurven, die hinterlegt sind. Das bedeutet, dass ein Zug nicht auf Knopfdruck direkt losfährt, sondern wie in der Realität eine gewisse Strecke benötigt, um Fahrt aufzunehmen und ebenso einen langen Weg benötigt, um zum Stillstand zu kommen.
Als Einführung stellte uns Herr Dr. Schöne die verschiedenen Stellwerkstypen vor. Zunächst das grundlegende Schlüsselstellwerk, anhand dem man die verschiedenen Zustände beim Einstellen einer Fahrstraße sehr gut nachvollziehen konnte, da es mechanisch ist. Wenn man dieses und das mechanische Stellwerk halbwegs verstanden hatte, waren die moderneren Stellwerkstypen kein großes Problem mehr, da diese die Aufgaben und Tätigkeiten eines Fahrdienstleiters besser unterstützen. In den mechanischen und elektromechanischen Stellwerken konnte man das Zusammenwirken von Fahrdienstleiter und Weichenwärter sehr gut erleben. Dieses Zusammenwirken war in der Simulation, mit der wir bereits vorher im Modul Verkehrsbetriebsführung auf die Labortage vorbereitet wurden, aufgrund der Einzelplatzbedienung nur begrenzt gut einzustudieren.
Nach der Einweisung in die verschiedenen Stellwerkstypen wurden Paare gebildet, die den ersten Durchlauf besetzten. Jede Gruppe ging an ein Stellwerk und versuchte den gegebenen Fahrplan abzufahren. Bei Fragen und Problemen zu etwaigen Bedienhandlungen konnte man sich immer an die sehr freundlichen und hilfsbereiten Laboringenieure wenden, die einem mit Rat und Tat zur Seite standen. Die Zeit verging wie im Flug, nach zwei Stunden, die einem eher wie eine halbe Stunde vorkamen, war die erste von drei Runden vorbei – doch auf dem Stellwerk war gerade mal eine Zeit von einer Stunde rum. Dank des einstellbaren Zeitfaktors (beispielsweise 2,5 zu 1) konnte man v.a. in der Angangsphase eines jeden Durchgangs die verschiedenen Fragen und Probleme sehr gut und ohne zusätzlichen zeitlichen Druck lösen. Der Faktor wurde nach der Einarbeitung stufenweise herabgesetzt und so die reale Belastung eines Fahrdienstleiters nachempfindbar gemacht. Der erste Durchlauf hat durchweg allen Spaß und auch Lust auf die nächsten Runden und Stellwerke gemacht. Doch der Tag war noch nicht vorbei.
Uns erwartete noch eine Präsentation des Systems VAMOS, dem Verkehrs-Analyse-, -Management- und Optimierungs-System, welches die zentrale Komponente des operativen Dresdner Straßenverkehrsmanagementsystems darstellt. Auf mehreren Bildschirmen konnten wir ein detailliertes Netz erkennen. Die Herren Gassel und Dr. Franke stellten uns die wichtigsten Funktionen und die grundlegende Technik vor. Im Anschluss daran besuchten wir Frau Jaekel, die uns anhand eines Eisenbahn-Fahrsimulators neue Ansätze zu Fahrerassistenzsystemen vorstellte. Nach einem langen Tag ging es gegen 19:00 Uhr in den wohlverdienten Feierabend.
Der zweite Tag begann fast pünktlich um 07:30 Uhr am Eingang zum Eisenbahnbetriebslabor. Die Teams besetzten die nächsten Stellwerke und die nächsten Runden wurden gestartet. Mit der Zeit spielte sich schon eine gewisse Routine ein und nach der insgesamt dritten Runde war unsere Zeit auch schon wieder um. Als Abschluss konnten wir eine reale Weiche vor dem Gebäude mithilfe eines Schlüssels aus dem Schlüsselstellwerk umstellen. Nach dem Mittagessen wurde uns der hauseigene pneumatische Bremsenversuchsstand von Herrn Dr. Jaenichen vorgestellt, anhand dem man die Funktionsweise der indirekt wirkenden, selbsttätigen Luftdruckbremse gut nachvollziehen konnte. So wurden die aus der Exkursion nach Erkner gesammelten Erkenntnisse nochmal in Erinnerung gerufen. Im strömenden Regen ging es danach wieder Richtung Wildau.
Wir bedanken uns sehr herzlich bei Frau Jaekel und den Herren Lehne, Kahl, Dr. Schöne und seinen Kollegen, Prof. Krimmling, Dr. Franke, Herrn Gassel und Dr. Jaenichen für zwei spannende und informationsreiche Tage an der TU Dresden.
Alexandra Franz, Paul Taegtow