34. Kolloquium: Forschung zu Bahnlärm am DZSF – fahrzeugseitige Messung der Schienenrauheit
Das 34. Verkehrswissenschaftliche Kolloquium am 21. Mai 2025 widmete sich der Forschung zur akustischen Schienenrauheit bei der Eisenbahn. Frau Dr. Jenny Böhm vom Deutschen Zentrum für Schienenverkehrsforschung (DZSF) beim Eisenbahn-Bundesamt stellte in ihrem Vortrag „Forschung zu Bahnlärm am DZSF - fahrzeugseitige Messung der Schienenrauheit“ aktuelle Forschungsansätze zur akustischen Optimierung der Schieneninfrastruktur vor.
Zu Beginn ihres Vortrags stellte Frau Dr. Böhm das DZSF als Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr (BMV) vor. Das DZSF ist organisatorisch beim Eisenbahn-Bundesamt (EBA) angesiedelt und erarbeitet wissenschaftliche Grundlagen für einen sicheren, nachhaltigen und leistungsfähigen Schienenverkehr. Der Fachbereich "Klimaschutz, Umwelt und Nachhaltige Mobilität“, der Frau Dr. Böhm angehört, bearbeitet mehrere Projekte mit dem Ziel, die Lärmemissionen im Eisenbahnbereich zu verringern.
Ein Schwerpunkt des Vortrags war die sogenannte akustische Schienenrauheit – also die feine Oberflächenstruktur der Schiene im Mikro-und Millimeterbereich –, die maßgeblich zur Geräuschkulisse beiträgt, wenn Räder über das Gleis rollen. Um einen dauerhaft leisen Betrieb zu ermöglichen, müssen sowohl Räder als auch Schienen möglichst glatt sein. Die Rauheit der Schiene verändert sich jedoch über die Zeit, weshalb ein kontinuierliches Monitoring notwendig ist. Herkömmliche Messverfahren sind nur punktuell anwendbar und daher für eine flächendeckende Überwachung ungeeignet.
Hier setzt ein aktuelles Forschungsprojekt des DZSF an: In Kooperation mit dem Korean Railroad Research Institute (KRRI) wird ein fahrzeugseitiges Messverfahren erprobt, das während der Fahrt auf längeren Streckenabschnitten präzise Daten zur Schienenrauheit liefert. Die Erprobung erfolgt im Offenen Digitalen Testfeld des DZSF in der Lausitz mit einem speziell ausgerüsteten Messwagen des DZSF.
Frau Dr. Böhm ging auch auf die grundlegende Methodik der Geräuscherfassung ein: Diese kann sowohl direkt – über Mikrofone und akustische Sensorik – als auch indirekt – durch Ableitung aus physikalischen Messgrößen – erfolgen. Die Herausforderung besteht dabei darin, die verschiedenen Geräuschquellen zuverlässig zu differenzieren: Liegt die Ursache in der Schiene, im Rad, im Schotterbett oder im Zusammenspiel der einzelnen Komponenten? Nur durch eine präzise Analyse lassen sich wirkungsvolle Gegenmaßnahmen entwickeln.
Ein weiteres Projekt ist das sogenannte „LärmLab“, ein rund 800 Meter langer Abschnitt mit integrierter Messtechnik in Lärmschutzwänden, das ebenfalls in der Lausitz eingerichtet wird. Es dient der systematischen Untersuchung der Geräuschentstehung unter realen Bedingungen im Streckenbetrieb.
Abschließend wies Frau Dr. Böhm darauf hin, dass sich das DZSF derzeit im Bereich der Bahnakustik eher im Gebiet der anwendungsbezogenen Grundlagenermittlung bewegt. Zwar lassen sich aus den Ergebnissen noch keine direkten betriebspraktischen Maßnahmen ableiten, doch schaffen die gewonnenen Erkenntnisse eine wesentliche Basis für die künftige Entwicklung eines leiseren Schienenverkehrs.
Wir danken Frau Dr. Jenny Böhm herzlich für diesen aufschlussreichen Einblick in die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Geräuschentwicklung im Bahnverkehr und freuen uns auf die kommenden Veranstaltungen im Rahmen der verkehrswissenschaftlichen Kolloquiensreihe.
(Text: Bennet Schulz, Student Verkehrssystemtechnik)
Den Einladungsaushang zur Veranstaltung finden Sie hier. Die Vortragsfolien finden Sie hier.
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